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Südeuropäische Ameisen im Pflanzentopf – eine unterschätzte Gefahr für Gartencenter und Ökosysteme

+++ Was mediterrane Pflanzen mit invasiven Ameisen zu tun haben – und was der Handel jetzt wissen sollte +++

Mediterrane Pflanzen liegen im Trend: Oliven, Zitruspflanzen, Viburnum tinus oder Feigen bringen südländisches Flair in unsere Gärten. Doch mit ihnen gelangt unbemerkt auch ein ernst zu nehmendes Risiko nach Mitteleuropa: südeuropäische Ameisenarten, die sich während der mehrjährigen Kultur in südeuropäischen Freilandquartieren in den Pflanzcontainern eingenistet haben.

Das Problem:
Beim Import kommen die Pflanzen mitsamt Wurzelballen und Erde in den Handel – und mit ihnen häufig auch ganze Ameisenkolonien. Diese sind beim Wareneingang oft nicht direkt sichtbar, können aber im Verkauf, auf Lagerflächen oder beim Kunden im Garten rasch zu einem massiven Problem werden.



Warum diese Ameisen ein ernstes Risiko darstellen

Einige der eingeschleppten Arten, etwa Lasius neglectus oder Tapinoma nigerrimum, verhalten sich invasiv, obwohl sie ursprünglich aus Europa stammen. Denn sie werden durch den Menschen außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets angesiedelt und verursachen dort erhebliche Schäden – ökologisch, wirtschaftlich und infrastrukturell.

Was genau passiert:

  • Große Nester mit mehreren Königinnen und Satellitennestern breiten sich rasant aus (z. B. in Essen wurden Kolonien mit bis zu 140 Metern Länge beobachtet)
  • Die Ameisen unterhöhlen Pflasterflächen, graben sich unter Terrassen und in Substratschichten
  • Sie beschädigen Kabel, Elektrokästen und Steuergeräte – etwa in Beregnungsanlagen oder Lichtsystemen
  • Sie verdrängen heimische Ameisenarten und stören das ökologische Gleichgewicht

Das macht sie – laut EU-Definition – zu invasiven Arten: eingeschleppt, ausbreitungsstark, schädlich.

Besonders betroffen:

  • Olivenbäume (durch jahrelange Freilandkultur in Südeuropa)
  • Zitruspflanzen, Feigen und Myrten
  • Viburnum tinus, sehr beliebt im Handel, aber oft mit befallenem Ballen
  • Auch Lavendel, Rosmarin oder Palmen können betroffen sein

Ameisen_Bild von Binck Veldstra auf Pixabay_Newsletter.jpg

Ameisen_Sk Inzamamuddin auf Pixabay.jpg

Was Gartencenter und Händler tun können

1. Wareneingang prüfen:

  • Kontrollieren Sie Containerware aus Südeuropa besonders sorgfältig.
  • Achten Sie auf lockere Erde, kleine Erdanhäufungen am Topfrand, Bewegung im Ballen bei Erschütterung.
  • Verdächtige Ware nicht einlagern oder verkaufen.

2. Quarantänebereich einrichten:

  • Lagern Sie mediterrane Pflanzen in einem gesonderten Bereich, bis ein Befall ausgeschlossen ist.
  • Setzen Sie die Pflanzen nicht direkt ins Verkaufsareal, ohne Sichtprüfung.

3. Bekämpfungsmaßnahmen (sofern nötig und rechtlich zulässig):

  • Heißer Wasserdampf (bei kleineren Containern wirksam gegen Nester)
  • Kontaktinsektizide oder Köderpräparate (nur mit Zulassung und Fachwissen einsetzen)
  • Bei starkem Befall: Entsorgung nach lokalen Vorgaben, keine Weitergabe an Kunden!

4. Kommunikation mit Lieferanten:

  • Fordern Sie Nachweise über Kultivierungsbedingungen (Freiland/Container, Standzeit, Schädlingskontrolle)
  • Weisen Sie Ihre Lieferanten auf den Sachverhalt hin und verlangen Sie befallsfreie Ware

5. Schulung und Sensibilisierung im Team:

  • Informieren Sie Verkaufspersonal über die Risiken und Erkennungsmerkmale
  • Halten Sie Infomaterial bereit – für interne Schulung und ggf. zur Kundenaufklärung


Fazit

Was als mediterrane Gartenfreude beginnt, kann rasch zur dauerhaften Belastung für Umwelt, Technik und Kundenbeziehung werden. Die Verbringung von südeuropäischen Ameisen über Pflanzencontainer ist kein Randthema mehr, sondern eine reale Herausforderung für den Pflanzenhandel.

Mit gezielter Kontrolle, klaren Abläufen und aufmerksamem Personal lassen sich Einschleppungen erkennen und verhindern. Wer mediterrane Ware verkauft, sollte nicht nur auf Blüten und Blätter achten – sondern auch auf das, was darunter lebt.

Bei Fragen zu Bekämpfung, Meldepflichten oder Prävention wenden Sie sich bitte an den zuständigen Pflanzenschutzdienst Ihres Bundeslands




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